Redebeiträge am 11.05.2020

Lisa, Initiative Zivilcourage

Für obdachlose Menschen ist es nahezu unmöglich, sich ausreichend gegen Covid-19 zu schützen. Das Leben auf der Straße erschwert die Teilnahme am Kampf gegen die Pandemie. Mitte März hat eine Gruppe wohnungsloser Gelegenheitsarbeiter*innen aus Bulgarien Forderungen an die Stadt München gestellt, um sich vor dem Virus schützen zu können. Sie forderten u.a. eine ganztägige Unterbringung, die Mindeststandards genügt, Zugang zu Gesundheitsversorgung und Hygienematerial, warmes Essen und Reisemöglichkeiten. Seit dem 21.3.20 hat der Übernachtungsschutz in der Bayernkaserne ganztags geöffnet und bietet auch Verpflegung an. Größere Gruppen müssen aber nach wie vor einzelne Zimmer teilen. Bisher gibt es auch noch kein Internet in der Bayernkaserne. Das ist aber essenziell, um mit Angehörigen und Beratungsstellen in Kontakt und informiert zu bleiben. Heute haben wir gehört, dass der Übernachtungsschutz ab Juni tagsüber wieder geschlossen werden soll.

Viele Erwerbstätige, die in prekären Jobs – zum Beispiel in der Hotelreinigung oder in Restaurants – gearbeitet haben, haben ihre Arbeit verloren und befinden sich nun in existenziellen Notlagen. Wenn sie keinen deutschen Pass haben, sind ihre sozialen Rechte noch dazu stark eingeschränkt. Und sogar, wenn eigentlich Anspruch auf Leistungen besteht, ist er seit Corona noch schwieriger durchsetzen, weil wichtige Unterstützungsangebote geschlossen haben. Dazu kommt, dass viele Migrant*innen Angehörige in anderen Ländern haben, denen sie nun kein Geld mehr schicken und die sie nicht mehr besuchen können. Auch einige Familien von den Gelegenheitsarbeiter*innen aus Bulgarien, so erzählten sie letzte Woche, leiden Hunger. Sie fragten uns, ob wir Spenden sammeln könnten, um die Not zu lindern. Wer in dieser akuten Notsituationen schnell Hilfe leisten und spenden oder direkt beim Ausfüllen von Anträgen oder anderen Tätigkeiten unterstützen möchte, schreibt bitte an inizivi@gmx.de oder schaut auf unsere Webseite inizivi.antira.info. Danke!

Wir halten es für dringend notwendig, geeigneten Wohnraum für obdachlosen Personen und alle, die es brauchen können, bereitzustellen. Viele Hotelzimmer stehen derzeit ohnehin leer. Darüber hinaus sollten alle Menschen unabhängig von ihrem Pass und anderen Kriterien Anspruch auf soziale Leistungen haben und Unterstützung bei der Antragstellung erhalten. Drittens sollten die Grenzen für alle geöffnet werden, um Menschen nicht von ihren Angehörigen, Care-Tätigkeiten, Jobs und anderen Möglichkeiten abzuschneiden.